Das erste Mal ‚Papa‘ aus dem Mund deines Kindes zu hören ist einfach großartig. Du kannst davon nicht genug bekommen und hast, bis es endlich soweit war, unzählige Male deinem Baby die Wortsilbe ‚pa‘ vorgesagt. Intuitiv hast du das getan, was Babys für die Sprachentwicklung brauchen: Laute hören, und Lippenbewegungen sehen, um daraus selbst Laute zu nachzubilden. Durch das geduldige Wiederholen sowie deine sicht- und hörbare Freude über das erste ‚babababa‘ wird dein Kind lernen, von ‚babababa‘ immer mehr seine babyhafte Sprache zu verfeinern, bis es endlich Papa sagen kann.
Das klappt normalerweise sehr gut und früher oder später wird sich der Wortschatz deines Kindes so erweitert haben, dass es nicht nur einzelne Wörter, sondern sogar schon einfache Sätze bilden kann. Wann und in welchem Umfang dein Kind sprechen lernt und es seinen Wortschatz ausbaut, bestimmt dein Kind selbst. Es gibt Kleinkinder, die sehr früh quasseln wie ein Wasserfall und es gibt die Spätzünder, die sich mit dem Sprechen Zeit lassen. Ist dein Kleinkind „sprachfaul“, musst du dir erst einmal keine Sorgen machen, ob dein Kind eine Sprachstörung hat.
Auch eine undeutliche oder falsche Aussprache lässt noch nicht zwingend auf ernsthafte Sprachprobleme bei Kindern deuten. Verbessern sich Aussprache und Wortschatz deines Kindes trotz Übung nicht deutlich, kann jedoch eine Sprachentwicklungsverzögerung oder eine Sprachstörung vorliegen.
Hat mein Kind Sprachprobleme?
Falls dein Kind beim Reden Auffälligkeiten zeigt, kann dies aber ein Hinweis auf Sprachprobleme sein. Mit diesem Ratgeber wollen wir dir helfen, mögliche Probleme bei der Sprachentwicklung deines Kindes frühzeitig zu erkennen. Sollte dein Kind wirklich eine Sprachstörung haben, sind frühe Diagnostik und Gegenmaßnahmen wichtig, um das Kind beim Erlernen der Sprache zu unterstützen.
Immer mehr Kinder haben Sprachdefizite, wie die Untersuchung der Barmer zeigt. Probleme bei der Sprachentwicklung werden oft erst bei der Einschulungsuntersuchung festgestellt und die betroffenen Kinder starten dann benachteiligt in die Grundschule.
Umso früher die Ursache gefunden wird, desto schneller kann ein Kind seine sprachlichen Defizite aufholen und findet den Anschluss an Gleichaltrige. Im Idealfall ist bis zur Einschulung eine deutliche Verbesserung der Sprachentwicklung festzustellen. Denn als Schulkind ist ein altersgerechtes Sprachniveau wichtig, um lernen zu können.
Sprachentwicklung: Wie gut soll ein Kind in welchem Alter sprechen können?
Vorweg möchten wir dich beruhigen. Es gibt keinen festen Zeitpunkt, an dem dein Kind dieses oder jenes können muss. Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo und oft überholen Kinder Gleichaltrige, obwohl sie anfangs beim Sprechen zu den Spätzündern gehörten.
Entwicklungsschritte beim Sprechen sind durchschnittliche Werte
Nur anhand von Beobachtungen vieler Kinder lässt sich ein Mittelwert bestimmen, in welchem durchschnittlichen Alter Kinder etwas können. Einige Kinder können das etwas früher, andere etwas später. Erst, wenn sich bei deinem Kind eine deutliche (!) Abweichung von diesem Mittelwert abzeichnet, muss genauer hingeschaut werden, ob dein Kind Sprachprobleme hat. Dabei bekommst du ohnehin Unterstützung vom Kinderarzt und von der Kita.
Baby´s erste Worte
Etwa hab dem 7. Lebensmonat entdecken Babys ihre Stimme und bilden unkontrollierte Laute, die sich wie Gurren oder Juchzen anhören. Bis zum 10. Lebensmonat können Kinder Silben aneinander hängen. Das kann dann ma-ma-ma oder ba-ba-ba sein. Um den 1. Geburtstag sprechen Kinder schon etwas mehr. Es werden verschiedene Silben gemixt. Das kann sich anhören wie ma-ba-ga oder am-am-ba. Im Alter von 1 Jahr bis 1,5 Jahre lernen die meisten Kinder zu verstehen, das Worte sich unterscheiden und sie einen Sinn haben.
Etwa mit eineinhalb Jahren können Kinder mitunter den Wau-Wau klar zuordnen und den Hund so benennen. Die Worte klingen zwar noch nicht ganz richtig, aber das Kind hat seinen eigenen Wortschatz kreiert, den auch du erkennen kannst. Kleinkinder in diesem Alter sind schon in der Lage, etwa 2-10 Wörter zuzuordnen und so können sie die für sie wichtigsten Dinge beim Namen nennen. Auch das Sprachverständnis ist schon ganz gut.
Einfache Sätze werden verstanden. Es gibt Kinder, die in diesem Alter noch keine Lust auf sprechen haben. Sie verweigern es, die Sprachübungen mit Mamas und Papas nachzuplappern.
Sprachentwicklung beim Kleinkind
Im zweiten Lebensjahr nimmt die Sprachentwicklung Fahrt auf. Bis zum 2. Geburtstag beherrschen die Kinder durchschnittlich 20 – 50 Wörter und sie sind in der Lage aus zwei oder drei Wörtern einfachste Sätze zu bilden (z. B. Papa essen, Mama Tür).
Circa mit 2,5 Jahren weitet sich der Wortschatz deines Kindes aus, es versteht fast alles, was du sagst und dein Nachwuchs kann sich gut verständigen. Außerdem bilden die Kleinen in dem Alter eigene Worte für Dinge, von denen sie noch nicht genau wissen, wie es heißt, aber von dem sie etwas Charakteristisches kennen. Der Mann mit dem Hund heißt „Hundemann“, die Frau mit dem schönen Auto heißt „Autofrau“.
Dein Kind kann vermutlich den Hund als „schöner Wau-Wau“ beschreiben.
Bis zum 3. Geburtstag kann sich dein Kind zur Quasselstrippe entwickelt haben und löchert dir mit 1000 Fragen den Bauch:
- wer
- wie
- was
- warum
- wieso
Dazu gehören z. B:
- sch
- ch
- ck
- z
- tz
Erste sprachliche Reife von 4-6 Jahre
Im Alter von 4-6 Jahren erreicht die Sprachentwicklung ihre Reife. Alle Laute können gebildet werden und die Sätze sind grammatikalisch ordentlich und dazu geeignet, Gedanken und Geschichten zu kommunizieren. Eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Entwicklungsetappen findest du hier in tabellarischer Form.
Wie erkennt man Sprachprobleme bei Kindern?
Als Papa kennst du dein Kind sehr genau und kannst z. B. erkennen, wenn dein Kind keine Lust hat und deshalb wenig spricht. Keine Lust auf reden heißt aber nicht, dass dein Kind nicht sprechen kann. Höre genau hin, ob dein Kind einzelne Wörter wenigstens ab und zu ausspricht und ob die Aussprache altersgerecht erscheint. Wächst der Sprachschatz, ist das ein gutes Signal.
Versteht dich dein Kind, wenn du es etwas fragst oder du ihm eine kleine Aufgabe gibst, ist auch dies ein positives Zeichen. Probiere Anweisungen und Fragen wie:
„Gib dem Papa den Ball.“
„Hole mir das Auto.“
„Willst du eine Banane?“
„Wo ist dein Schnuller?“
Kleinkinder haben Spaß daran, wenn sie kleine Aufgaben gestellt bekommen, die sie erfüllen und dafür Lob erhalten. Diese kindliche Spielfreude kannst du nutzen, um mit deinem Nachwuchs seine Sprache zu trainieren. Bitte es häufig, etwas zu tun. Frage es viel, so dass es antworten muss. Die Techniker Krankenkasse empfiehlt Eltern, beim Verdacht auf eine Sprachentwicklungsverzögerung mit dem Kind beim Kinderarzt vorzusprechen und gibt Eltern hier weitere Tipps.
Spielend die Sprache üben & Sprachprobleme erkennen
Spielerisch kannst du dein Kind dazu animieren, mehr zu sprechen. Spiele mit deinem Kind ein Memory und benennt zusammen das, was als Motiv auf der Spielkarte zu sehen ist. Indem ihr häufig spielt, sollte sich der Sprachschatz kontinuierlich steigern.
Während dem Memory-Spiel hast du Gelegenheit, dein Kind die Bezeichnung der einzelnen Motive wiederholen zu lassen. So hörst du, ob die Aussprache dem Alter entsprechend okay ist. Falls nicht, sprich deinem Kind das Wort langsam und deutlich vor. Durch die zahlreichen Wiederholungen sollte sich die Aussprache verbessern.
Vielleicht merkt dein Kind sehr schnell, dass du ihm Worte entlocken willst. Wenn es keine Lust hat, kann es sich verweigern. Statt der Frage: „Wie heißt das Tier auf der Karte?“ kannst du ein paar Tricks versuchen:
- Sage bei der Auto-Karte: „Schau mal, die Katze ist schön!“ – Korrigiert dich dein Kind?
- Sage bei der Karte mit dem Haus: „Ich habe den Vogel gefunden!“ – Bemerkt dein Kind den Fehler?
- Frage es: „Weißt du, wo die Karte mit dem Hase liegt?“ – Macht es sich auf die Suche nach dem Hasen?
Frage-Antwort-Spiele für dein Kind
Außerdem solltest du deinem Kind möglichst oft Fragen stellen, die es beantworten kann. Achte dabei auf Fragen, die nicht nur mit ‚ja‘ oder ’nein‘ oder einem Kopfnicken bzw. Kopfschütteln zu beantworten sind.
[success]Das Spiel ‚Ich sehe was, was du nicht siehst‘ eignet sich sehr gut. Du beschreibst deinem Kind etwas, das du siehst und es muss erraten, was du beschreibst. Dabei hört dein Kind deine Aussprache, es muss aber auch raten, ob du den Tisch, den Stuhl, die Uhr oder das Bild an der Wand meinst. Vereinbare als Spielregel, dass es nicht erlaubt ist, mit dem Finger auf den Gegenstand zu zeigen.Spricht dein Kind beim Raten die Wörter falsch aus, kannst du unauffällig korrigieren, indem du wiederholst: „Nein, nicht das Bild.“[/success] Kommt ihr dabei gut voran, intensiviere das Spielen. Im Alltag gibt es überall etwas zu entdecken. Frage es immer wieder, was dieses oder jenes ist. Lernt zusammen ein kleines Kinderlied und lese deinem Kind häufig vor und rede mit ihm über die vorgelesene Geschichte.
Vorsorgeuntersuchungen und Kita decken Sprachprobleme auf
Beim Überprüfen der Sprachentwicklung kommen dir Kinderarzt und Kindergarten zu Hilfe. Während der Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt wird sich der Arzt mit deinem Kind unterhalten und dir Fragen über die sprachliche Entwicklung deines Kindes stellen. Dabei fallen Sprachstörungen oft auf. Der Kinderarzt kann dich beraten, wie du mit deinem Kind das Sprechen üben kannst.
Außerdem kann er dich mit deinem Kind zu einem Logopäden überweisen, der sich die Sprachentwicklung deiner Tochter / deines Sohnes näher anschaut.
Geht dein Kind bereits in die Kita, achten die Erzieherinnen ebenfalls auf die Entwicklung der Sprache und werden dich oder deine Frau bei Auffälligkeiten ansprechen. Im Kindergarten wird ohnehin die Sprachentwicklung der Kindergartenkinder gefördert. Die Kleinen lernen Lieder, singen beim Stuhlkreis und die Erzieher regen die Kleinen spielerisch dazu an, miteinander zu reden.
Woher kommen Sprachprobleme bei Kindern?
Wenn Kinder beim Entwicklen ihrer Sprache Probleme haben oder Laute auch kurz vor der Einschulung noch nicht richtig bilden können, kann dies diverse Ursachen haben. Die Ursachenforschung ist immens wichtig, um das Kind beim sprechen lernen zu unterstützen.
Sprachentwicklungsstörungen können z. b. verursacht werden durch:
- körperliche Ursachen
- psychische Ursachen
- Autismus
- Behinderung
- zu wenig reden mit dem Kind
- undeutliche Aussprache der Eltern
Probleme mit dem Gehör als Ursache für Sprachstörung
Eine vorausgegangene Mittelohrentzündung oder eine andere Erkrankung mit dem Ohr kann für die Sprachstörung verantwortlich sein. Ein Kind, das nicht gut hört, versteht vorgesagte Wörter nicht und kann deshalb die Laute nicht nachbilden.
Kinderärzte schicken betroffene Familien darum fast immer zum Ohrenarzt, um das Gehör zu überprüfen. Bei beeinträchtigtem Hörvermögen kann es notwendig sein, dass dein Kind ein Hörgerät bekommt. Sobald es dann richtig hören kann, wird durch intensive Sprachförderung der Rückstand bei der Sprachentwicklung meist sehr schnell nachgeholt.
Problemzentrum Mund: Zähne, Kiefer und Lippenbändchen als Ursache
Der Grund für die schlechte Sprachentwicklung kann sogar im Mund sitzen. Ein zu kurzes Lippenbändchen, eine Zahnfehlstellung oder eine Kieferfehlstellung kommt ebenfalls in Betracht. So schränkt ein zu kurzes Lippenbändchen die Bewegungsfreiheit der Zunge ein, wodurch verschiedene Laute aufgrund anatomischer Einschränkungen gar nicht erst gebildet werden können.
Durch einen kleinen operativen Eingriff kann dies behoben werden. Anschließende Logopädie lässt das Kind schnell die Sprachdefizite aufholen.
Ursache für Sprachprobleme diagnostizieren
Der Kinderarzt wird dein Kind untersuchen. Manchmal lassen sich anhand der Symptome Ursachen erkennen. Dies ist z. B. beim verkürzten Lippenbändchen sehr einfach. Ist es zu kurz, kann dein Kind die Zunge nur wenig aus dem Mund strecken. In der Kinderarztpraxis kann zumindest oberflächlich untersucht werden, ob dein Kind gut hört.
Dennoch sind die Untersuchungsmöglichkeiten in der Kinderarztpraxis beschränkt, so dass der Mediziner dich an Experten überweisen wird. Dies kann eine Überweisung in eine Ohrenarztpraxis oder in die Uniklinik sein, wo bessere Gerätschaften für die Untersuchungen bereitstehen. Ebenfalls ist eine Überweisung in ein Sprachzentrum denkbar. Sobald die Diagnostik abgeschlossen ist, kann die Sprachförderung beginnen. Während der Therapie solltest du dein Kind intensiv begleiten und jede Gelegenheit nutzen, um spielerisch mit ihm sein Sprachdefizit zu minimieren. Bei guter Therapie kann es fast jedes Kind schaffen, seine Probleme beim Sprechen aufzulösen und sich altersgerecht weiterentwickeln.
Danke für den Beitrag und auch, was wirklich als Sprachproblem zählt. Wir haben bei unserer 13-jährigen Tochter ein Sprachfehler bemerkt, den sie sich unbeabsichtigterweise selbst antrainiert hat. Dafür wollen wir uns die Tage eine erfahrene Praxis für Logopädie suchen.