Der Begriff „Risikoschwangerschaft“ kreist wie ein Damoklesschwert über den Köpfen vieler werdender Eltern. Dennoch bedeutet die Einstufung in eine Risikogruppe nicht gleich eine besondere Gefahr für Mutter und Kind. Ganz im Gegenteil. Schwangere, die als risikobehaftet eingestuft werden, erhalten eine viel intensivere Überwachung durch ihren Gynäkologen. Das gibt zusätzliche Sicherheit. Bestimmte Untersuchungen werden dadurch sogar von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen, die ansonsten eine IGeL Leistung wäre.
So wird eine Schwangerschaft zu einer Risikoschwangerschaft
Der Frauenarzt deiner Frau hat bestimmte Gründe, die ihn dazu veranlassen, deine Partnerin als Risikoschwangere einzustufen. Dies sind keine beliebigen Faktoren, sondern fest vorgegebene, die auf den ersten Seiten des Mutterpasses aufgeführt sind. Sobald nur einer dieser Faktoren auf deine Frau zutrifft, wird sie automatisch als Risikoschwangere eingestuft. Diese Faktoren spielen hierfür eine Rolle:
[yt v=“https://www.youtube.com/watch?v=I9bIB2mJhVs“ width=“560″ height=“315″ autoplay=“1″ thumb=“2″ args=““]
Das Alter
Frauen über 35 Jahren gelten automatisch als Risikoschwangere. Dies liegt daran, dass ab diesem Alter die Wahrscheinlichkeit zur Entstehung einer Chromosomenstörung deutlich ansteigt. Aber bitte keine Sorge. Statistisch gesehen, ist die Wahrscheinlichkeit immer noch sehr gering, dass dein Kind nicht gesund zur Welt kommt. Zur Diagnose einer solchen Fehlbildung stehen eurem Arzt verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Spezialultraschall, Blutuntersuchungen, Nackenfaltenmessungen, Fruchtwasseruntersuchungen. Welche Behandlung für euch in Frage kommt, besprecht ihr am besten mit eurem behandelnden Arzt.
Zustand nach Komplikationen
Hierzu zählen insbesondere Frauen, die in einer vorangegangenen Schwangerschaft schon einmal Komplikationen erlitten haben. Dies können Fehl– oder Frühgeburten sein, aber auch Eileiterschwangerschaften. Diese Frauen werden bei einer erneuten Schwangerschaft besonders beobachtet.
Zustand nach Kaiserschnitt
Sollte deine Frau bereits ein Kind per Kaiserschnitt entbunden haben, zählt sie in allen darauffolgenden Schwangerschaften automatisch als Risikoschwangere. Dies liegt daran, dass die Gefahr, dass die Gebärmutter reißen kann, bei einer neuerlichen Entbindung größer ist, als bei Frauen, deren Gebärmutter in ihrem Urzustand ist.
Frauen, die schon viele Kinder entbunden haben
Frauen, die mehr als vier Kinder zur Welt gebracht haben, werden auch als Risikoschwangere gewertet, da hier Komplikationen eher wahrscheinlich werden. Der Gebärmutterhals kann eine Schwäche zeigen und sich früh in der Schwangerschaft verkürzen. Auch schnelle Entbindungen sind hierdurch möglich.
Zustand nach überstürzter Geburt
Wer kennt diese Geschichten nicht? Eine Schwangere auf dem Weg in Krankenhaus muss ihr Kind auf der Rückbank ihres Autos zur Welt bringen, weil das Kind es besonders eilig hat. Mediziner bezeichnen Geburten, deren Dauer von der Eröffnung des Geburtskanals bis zur vollständigen Geburt des Kindes weniger als drei Stunden dauern, als überstürzte Geburt.
In folgenden Schwangerschaften ist die Wahrscheinlichkeit gleiches nochmal oder noch schneller zu erleben sehr hoch. Aus diesem Grunde wird eine solche Geburt sogar sehr wahrscheinlich vorzeitig eingeleitet.
Mehrlinge
Frauen, die mehr als ein Kind erwarten, werden auch deutlich engmaschiger kontrolliert. Dies liegt zum einen daran, dass Mehrlingsschwangerschaften häufig früher enden als Einlingsschwangerschaften, zum anderen liegt es daran, dass Mehrlinge manchmal schlechter im Mutterleib versorgt werden.
Chronische Erkrankungen
Erkrankungen wie Diabetes, Herz – Kreislauf – Störungen, Übergewicht oder Herzerkrankungen machen es unbedingt notwendig, dass die Schwangerschaft deutlich engmaschiger kontrolliert wird.
Blutgruppenunverträglichkeit
Eine Rhesus-Unverträglichkeit ist in der ersten Schwangerschaft häufig kein Problem. Bei jeder weiteren allerdings doch. Hierzu kommt es, da die Mutter einen anderen Rhesusfaktor hat, als ihr ungeborenes Kind. Der Rhesusfaktor bedeutet nichts Anderes, ob ein Mensch Eiweiße auf den Blutkörperchen hat, oder nicht (positiv oder negativ). Sind Mutter und Kind gegensätzlich „bestückt“, kann es vorkommen, dass das Immunsystem der Frau kurz vor der Geburt beginnt, Antikörper gegen das Ungeborene zu bilden und es erheblich schädigt. Deshalb wird eine Frau, bei der eine Rhesusgruppen-Unverträglichkeit festgestellt wird, besonders intensiv überwacht. Eine solche Unverträglichkeit sollte rechtzeitig festgestellt werden und mit einer Anti-D-Prophylaxe behandelt werden.
Risikofaktor Kindslage
Normalerweise kommen Kinder in der Schädellage, also mit dem Kopf voran zur Welt. Diese Haltung nehmen sie schon viele Wochen vor der Geburt ein. Dreht ein Kind sich nicht in die richtige Position – bleibt es also in Steiß- oder Querlage – ist die Möglichkeit einer spontanen Geburt deutlich geringer. Um Komplikationen zu vermeiden, wird sehr wahrscheinlich ein Kaiserschnitt durchgeführt werden.
Du siehst, der Begriff Risikoschwangere sagt noch lange nichts darüber aus, ob deine Frau oder dein Kind tatsächlich an etwas leiden. Vielmehr soll der Begriff und die Einstufung in eine solche Gruppe den Ärzten deutlich mehr Freiheiten geben, um gezielte Untersuchungen durchführen zu können, ohne, dass sich die Krankenkassen querstellen.
Bleib locker, bleib entspannt
Nimm die Situation an, wie sie ist. Viel mehr wird dir und deiner Frau gar nicht übrig bleiben. Aber das wichtigste für euch ist es einen kühlen Kopf zu bewahren und auf die Dinge warten, die da kommen. Manchmal kann es besonders helfen, schon früh in der Schwangerschaft Kontakt zu einer Hebamme aufzunehmen. Diese ist nicht nur dafür da, die Schwangere medizinisch zu betreuen, sie ist auch ein guter Zuhörer und kann dir und deiner Partnerin auf Grund ihrer langjährigen Berufserfahrung die ein oder andere Angst nehmen und euch unterstützend begleiten.
0 Kommentare