Dein Kind hat das Gymnasium besucht, Abi oder Studium stehen bevor. Eine denkbare Alternative ist es, dass sich dein Nachwuchs gegen diese Laufbahn entscheidet und stattdessen eine Ausbildung machen will. Unabhängig davon, wie sich Jugendliche heute entscheiden, lässt sich kaum mehr eine Prognose treffen, ob sie den richtigen Weg einschlagen.
Extrem hoher Leistungsdruck, hohe Arbeitslosigkeit auch bei Akademikern und sogar Abi und Studium als Notlösung, um Perspektivlosigkeit zu entkommen und nicht arbeitslos zu sein, sind Folgen des veränderten Arbeitsmarktes der letzten zwei Jahrzehnte. Jugendliche haben es schwer, denn heute reicht es längst nicht mehr, sich schulisch ins Zeug zu legen, um später beruflich voran zu kommen.
Abi und Studium: Wirklich eine Perspektive?
Der akademische Weg war noch in den 1970er Jahren lediglich etwa 30 Prozent aller Jugendlichen vorbehalten und etwa 70 Prozent der Heranwachsenden absolvierten nach der Schule eine Berufsausbildung. Im Jahr 2015 waren es rund 60 Prozent der jungen Erwachsenen, die sich für Abitur und Studium entschlossen.
Einerseits ist es erfreulich, dass immer mehr jungen Menschen das Universitätsstudium möglich wird. Doch andererseits finden sich unter den angehenden Jung-Akademikern viele, für die der Universitätsbesuch keine gute Entscheidung darstellt. Bereits in den höheren Klassenstufen sind Schüler überfordert, sind weder dem Leistungsdruck des Gymnasiums gewachsen, noch den hohen Anforderungen der Universität bzw. Hochschule.
Häufig sind es Eltern, die ihre Kinder zu Abi und Studium bewegen, ohne dabei auf ihre Kinder ausreichend zu achten. Die Gesellschaft für Jugendbeschäftigung in Frankfurt sieht den Elternwunsch, dass Kinder Abitur machen und anschließend ins Studium einsteigen, als problematisch. Jugendliche können durch den Wunsch der Eltern in eine „emotionale Zwickmühle“ geraten. Sie wollen es Vater und Mutter recht machen, aber wollen insgeheim nicht studieren oder ahnen, dass sie dem Lernen auf der Universität nicht gewachsen sein könnten.
Nicht jeder angehende Student entschließt sich wegen dem Wunsch der Eltern zum akademischen Bildungsweg. Wegfall der Wehrpflicht sowie die verkürzte Abiturdauer begünstigen ebenfalls die hohe Studierwilligkeit und führen so wesentlich mehr junge Menschen an die Universität, als es noch vor 3 Jahrzehnten der Fall war. Abi und Studium als Alternative zu Perspektivlosigkeit und als Prävention vor Arbeitslosigkeit sind jedoch nicht die einzigen Gründe, weshalb sich junge Erwachsene an der Uni einschreiben.
Akademiker-Kinder studieren häufiger
Für den akademischen Bildungsweg entscheiden sich vor allem Kinder von Akademikern, während Töchter und Söhne von Nicht-Akademikern sich eher für eine Berufsausbildung entschließen. Rund 30 Prozent vom Nachwuchs der Akademiker nehmen sich nach dem Abitur eine Auszeit, um ein freiwilliges soziales bzw. ökologisches Jahr zu nehmen, einen Auslandsaufenthalt, ein Praktikum oder ähnliches zu machen. Die Überbrückung bis zum Erststudium wird sinnvoll genutzt; rund 46 Prozent wollen nach dem Bachelorstudium den Master anhängen.
Soll mein Kind Abi machen und studieren?
Alle Eltern wünschen ihrem Kind beste berufliche Chancen, eine erfüllende Karriere und ein Leben jenseits der Armutsgrenze. Abi und Studium können dies ermöglichen, doch auch eine solide Berufsausbildung kann zum Ziel führen.
Die Zieldefinition sollte von deinem Sohn oder deiner Tochter festgelegt werden, während du im Findungsprozess als Berater zur Seite stehst. Höre dir an, welche konkreten Vorstellungen der Jugendliche von der eigenen Zukunft hat, welche Fragen ihn bewegen, welche Zweifel und welche Ängste.
Als Vater kannst du lediglich beratend zur Seite stehen, gemeinsam mit deinem Kind abwägen, Pro´s & Contra´s miteinander besprechen. Die Entscheidung für/gegen Abitur bzw. Studium sollte dein Kind ohne Beeinflussung, insbesondere aber ohne emotionalen Druck treffen.
So kommt dein Kind gut durch´s Abitur
Die Abiprüfungen stehen an und versetzten jeden Schüler unter Stress. Die Prüfungsvorbereitungen laufen auf Hochtouren, doch umso mehr dein Kind lernt, desto weniger Lernstoff bleibt hängen und wenn es ganz schief läuft, kommt es zu Lernblockaden.
Unterstütze deine Tochter bzw. deinen Sohn dabei, auf ausreichend Freizeit und Entspannung während dem Lernen für´s Abi zu achten. Die lernfreie Zeit sollte ausgeschöpft werden, um zum Beispiel beim Sport den Kopf frei zu machen und den Stresspegel abzubauen.
Körperliche Bewegung, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und ein realistisches Lernpensum halten den Abi-Stress in einem erträglichen Rahmen. Während den Abi-Klausuren sollte sich jeder Schüler voll und ganz auf das Abitur konzentrieren. Pläne, wie es nach dem Abi weitergeht, werden später gemacht.
Studienplatz richtig wählen
Mehrere Optionen stehen dem Jugendlichen zur Auswahl, wenn es um den richtigen Studienplatz geht. Fachhochschule? Universität? Ein Auslandstudium oder doch ein Orientierungsjahr? Abiturienten, die noch nicht sicher sind, wie es nach bestandenem Abi weitergeht, können sich während einem Schnupperstudium oder einem Studium Generale orientieren oder direkt in einem Orientierungsstudium einzelne Studiengänge und das Uni-Leben anschauen, Campus, Mensa usw. kennenlernen. Im Schnupperstudium können Schüler Vorlesungen besuchen und an Seminaren teilhaben.
Das Schnupperstudium ist nicht nur auf ein Studienfach begrenzt, sondern Interessierte dürfen mehrere fachübergreifende Kurse belegen. Das Studium Generale gewährt Einblicke in unterschiedliche Fakultäten; Studenten können sich diverse Studienfächer anschauen und es ist ein äußerst angenehmer Übergang zwischen Schule und Uni, der den Studenten den Einstieg in das wissenschaftliche Arbeiten erleichtert. In ähnlicher Weise kann auch das Probesemester beschrieben werden, welches darüber hinaus auch den Vergleich mehrere Unis erlaubt.
Junge Erwachsene haben also nach dem Abi diese und zahlreiche weitere Möglichkeiten, den für sich richtigen Studienweg einzuschlagen. Die Orientierungsphase hilft dabei, wenn angehende Studenten zwischen zwei Studienfächern entscheiden müssen oder noch keine konkreten Vorstellungen über die Studienrichtung haben. Umfangreiche Informationen für Abiturienten und Studenten findest du z. B. auf Abitur.de. Du kannst dich gemeinsam mit deinem Kind auch auf den Internetseiten der jeweiligen Universitäten sowie Fachhochschulen informieren.
Auslandsjahr nach dem Abitur
Der Aufenthalt im Ausland sowie das Reisen ist eine tolle Vorbereitung auf das Studium. Junge Menschen wollen die Welt entdecken und haben bis zum Abitur schon einiges geleistet. In welcher Form dein Kind seinen Auslandsaufenthalt plant, will natürlich gut überlegt sein.
Au-pairs, Arbeiten und Reisen, Sprachreise, soziales Engagement oder ein Praktikum im Ausland sind die typischen Arten, zwischen Abitur und Studium die Auslandsreise zu gestalten. Der Auslandsaufenthalt lässt die jungen Reisenden heranreifen. Die vielen Eindrücke aus fernen Ländern sowie andere Kulturen und Sprachen wirken sich inspirierend aus, prägen und verfestigen den Charakter und können so auch unmittelbaren Einfluss auf das Studienfach bzw. den gesamten beruflichen Werdegang nehmen.
Richtig umgehen mit Leistungsdruck
Freiwilliges soziales Jahr, Auslandsjahr sowie das Schnupperstudium helfen dabei, den Druck des Abiturs abzubauen und ohne Lernstress die Energiereserven wieder aufzutanken. Bereits während dem Abitur geraten Schüler immer wieder an ihre Grenzen. Leistungsdruck wird dann zum Problem, wenn Schüler oder Studierender zu hohe Erwartungen an sich stellt und das eigene Lernpensum zu hoch ansetzt.
Studenten werden zusätzlich unter Druck gesetzt, wenn sie das Studium in der Regelstudienzeit absolvieren müssen, weil danach die BAföG-Finanzierung wegfällt. Die Folgen lang anhaltenden Drucks und unzureichend Erholungsphasen können von Konzentrationsstörungen über körperliche Beschwerden bis zum schweren Burnout reichen. Eltern sollten darum auch während dem Studium ein Auge auf das Kind halten und an wichtige Auszeiten und Ruhephasen erinnern.
Außerdem finden die Studenten kompetente Unterstützung beim Studentenwerk. Die Studienberatung kann dabei helfen, ein besseres Stressmanagement zu planen, das Zeitmanagement zu verbessern oder zu überprüfen, ob sich der Studenten mit dem gewählten Studienfach falsch entschieden hat.
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