Der Glukosetoleranztest misst, wie gut der menschliche Organismus in der Lage ist, eine hohe Menge an Zucker zu verarbeiten. Aus diesem Grunde ist auch von einem Glukosebelastungstest die Rede.
Sofern der Blutzucker im Rahmen des Glukosetoleranztests bestimmte Werte überschreitet, kann dies bedeuten, dass die Körperzellen den Zucker nur ungenügend aufnehmen. Ein Diabetes mellitus oder Schwangerschaftsdiabetes können in diesem Falle vorliegen. Liegt diesem ein Schwangerschaftsdiabetes zugrunde, so normalisieren sich diese Werte in den meisten Fällen nach Ende der Schwangerschaft wieder.
Formen von Glukosetoleranztests
Es werden zwei Glukosetoleranztests unterschieden: die Kurzvariante und der volle Test. Bei der Kurzvariante – auch Glukose-Challenge-Test genannt – geht es um das Herausfinden des Vorliegens eines Risikos für die Erkrankung an Diabetes. Beide Formen werden im Volksmund auch des Öfteren als Zuckertest bezeichnet.
Glukose-Challenge-Test
Der Glukose-Challenge-Test ist zu jeder beliebigen Tageszeit durchführbar. Hierfür trinkt der Patient ein Glas konzentrierte Zuckerlösung. Im Allgemeinen werden 50 g Traubenzucker in etwa 250 ml Wasser aufgelöst. Nach einem Zeitraum von 60 Minuten erfolgt eine Blutentnahme, woraus die Blutzuckerhöhe bestimmt wird.
Glukosetoleranztest
Der Glukosetoleranztest wird stets am frühen Morgen im nüchternem Zustand – leeren Magen – durchgeführt. Es darf weder ein Frühstück verzehrt noch etwas getrunken werden, Wasser ausgenommen.
Nach einer ersten Blutentnahme erfolgt die Bestimmung des Nüchtern-Blutzuckers. Nun trinkt der Patient eine konzentrierte Zuckerlösung, in der 75 g Glukose in etwa 250 ml Wasser aufgelöst werden. Liegt ein Verdacht auf Diabetes vor, wird nach weiteren 120 Minuten erneut Blut entnommen und der Blutzuckerwert bestimmt. Bei Verdacht auf Schwangerschaftsdiabetes erfolgt nach 60 sowie nach 120 Minuten eine Blutentnahme.
Empfehlenswert ist eine Durchführung des Glukosetoleranztests im Sitzen oder Liegen. Bis zur letzten Blutentnahme darf weder gegessen, getrunken noch geraucht werden. In den Tagen vor der Durchführung des Tests sollte sich ganz normal gesund ernährt werden. Eine enorme Veränderung der Ernährungsgewohnheiten, wie dies unter anderem bei einer Diät der Fall ist, könnte das Testresultat beeinflussen. Ebenfalls beeinflussen bestimmte Medikamente das Resultat des Tests.
Prinzip des Glukosetoleranztests
Durch das Trinken der konzentrierten Zuckerlösung steigt der Blutzuckerwert kurzfristig an. Direkt darauf erfährt die Insulinsekretion eine Stimulation, was einen Abfall des Wertes nach sich zieht. Patienten, die über eine reduzierte Insulinsekretion verfügen, verzögert sich der Abfall der Konzentration des Blutzuckers.
Auswertung des Befunds
Befund | Zustand nüchtern | Zustand nach 2 Stunden | Normalbefund |
< 100 mg/dl | < 5,6 mmol/l | < 140 mg/dl | < 7,8 mmol/l |
Diabetes mellitus
Befund | Zustand nüchtern | Zustand nach 2 Stunden | Normalbefund |
> 125 mg/dl | > 6,9 mmol/l | > 199 mg/dl | > 11,0 mmol/l |
Gestörte Glucosetoleranz
Befund | Zustand nüchtern | Zustand nach 2 Stunden | Normalbefund |
< 100 – 125 mg/dl | < 5,6 – 6,9 mmol/l | < 140 – 199 mg/dl | < 7,8 – 11,0 mmol/l |
Als negative Faktoren beim Glukosetoleranztest können sich
- die Einnahme bestimmter Medikamente
- eine verminderte Zufuhr an Kalorien an den vorherigen Tagen
Der Glukosetoleranztext bei Verdacht auf Schwangerschaftsdiabetes
Schwangerschaftsdiabetes tritt zum ersten Mal im Verlaufe einer Schwangerschaft auf. Zwischen drei und acht Prozent aller Schwangeren sind hiervon betroffen.
Der Schwangerschaftsdiabetes äußert sich nicht so eindeutig wie Diabetes mellitus. So können öfters Infektionen an den Genitalien auftreten. Auch Infektionen der Harnwege und ein hoher Blutdruck können hierauf hinweisen. Beim Säugling äußert sich ein vorhandener Schwangerschaftsdiabetes durch ein überhöhtes Wachstum. Aber auch hohe Fruchtwassermengen können ein Hinweis sein.
Als mögliche Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes kommen
- in der Familie vorhandene Erkrankungen an Diabetes mellitus
- Vorliegen eines erhöhten Geburtsgewichts von über 4000 g bei vorherigen Schwangerschaften
- Frühgeburten
- bei vorangegangenen Schwangerschaften Vorliegen eines frühen Kindstods
- übergewichtige Mutter
- Schwangerschaft ab dem 30. Lebensjahr
in Betracht.
Dies kann verschiedene Folgeerkrankungen für das Neugeborene nach sich ziehen, unter anderem
- Beschwerden mit der Atmung
- Niedriger Blutzuckerspiegel
- Blutbildung außerhalb vom Knochenmark
- Hohe Sterblichkeit des ungeborenen Kindes
- Mangel an Kalzium
- Zu hohe Bilirubinwerte im Blut
- Stark vergrößerte innere Organe beim Kind, beispielsweise ein zu großes Herz
Ursachen für das Vorliegen von Schwangerschaftsdiabetes
Für den Schwangerschaftsdiabetes zeichnen im Allgemeinen ein veränderter Kohlenhydratstoffwechsel sowie die Umstellung der hormonellen Stoffwechsellage verantwortlich.
Während einer Schwangerschaft kommt es zu einer vermehrten Produktion von Hormonen, die für einen erhöhten Blutzuckerspiegel verantwortlich sind. Innerhalb der Bauchspeicheldrüse müssen größere Mengen an Insulin zur Senkung des erhöhten Blutzuckers hergestellt werden. Hieraus entsteht eine Störung der Glukosestoffwechsellage. Ist die Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage, für eine Normalisierung des Blutzuckers zu sorgen, resultiert hieraus der Schwangerschaftsdiabetes.
Jedoch verschwindet dieser bei den meisten betroffenen Frauen nach beendigter Schwangerschaft wieder. Einzig vier Prozent der Frauen behalten den Schwangerschaftsdiabetes auch nach Ende der Schwangerschaft. Die Hälfte aller betroffenen Frauen, die während ihrer Schwangerschaft an Diabetes erkrankt waren, erkranken im späteren Verlauf ihres Lebens an Diabetes mellitus.
Der Glukosetoleranztest findet bei Schwangeren in der Regel zwischen der 24 + 0 bis 27 + 6 Schwangerschaftswoche statt. Vor dem Testbeginn darf die schwangere Frau mindestens acht Stunden keine Nahrung zu sich genommen haben. Vor und während des Tests ist auf das Rauchen komplett zu verzichten. Getestet wird im Allgemeinen zwischen sechs und neun Uhr am Morgen.
Vor Durchführung des Tests sind von der Schwangeren drei Tage zuvor sämtliche störende Medikamente – sofern möglich – abzusetzen. Dies können unter anderem
- ß-Mimetika
- Diuretika
- Glucocorticoide
- Benzodiazepine
- Hormone
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