Spätestens ab dem 8. Schuljahr machen sich viele Schüler Gedanken um die berufliche Zukunft. Was nach der Schule kommt, hängt von vielen Faktoren ab, doch so oder so haben es Schüler im Alter von durchschnittlich 15 Jahren schwer, sich ür den richtigen beruflichen Werdegang zu entscheiden.
Wie auch, wenn Sie vom Berufsleben noch keinen blassen Schimmer haben? Weiter die Schulbank drücken? Abi machen, anschließend studieren oder lieber eine solide Berufsausbildung und schnellstmöglich auf den eigenen Beinen stehen? Über 350 anerkannte Ausbildungsberufe und rund 9.500 Studiengänge an deutschen Hochschulen machen die Auswahl schwer, so dass viele Jugendliche erst über Umwege zum Traumjob finden.
Berufliche Orientierungsphase – So hilfst du deinem Kind
Zwei Jahre vor Beendigung der Schule stehen die Schüler vor der Frage, wie es weitergeht. Äußerst hilfreich können diverse Schulpraktika sein, bei denen Jugendliche die Chance erhalten, in verschiedene Berufssparten hineinzuschnuppern und unterschiedliche Betriebe kennenzulernen. Fast an jeder Schule gibt es einen Lehrer oder eine Lehrerin, der/die im engen Austausch mit regionalen Betrieben steht und Praktikumsplätze vermitteln kann.
Deine Tochter/dein Sohn sollte nicht nur im Rahmen der Schulpraktika in Firme und Berufe schnuppern, sondern kann während den Ferien ebenfalls ein Praktikum machen. Je häufiger junge Menschen in das Berufsleben einblicken können, desto konkreter werden die Vorstellungen über das, was man tun möchte oder was auf keinen Fall in Frage kommt.
Praktika helfen bei der beruflichen Orientierung
Bereits bei der Suche nach einem Praktikumsplatz kannst du mit deinem Kind Ideen zusammentragen, welcher Job zu ihm passen könnte. Du kennst dein Kind am besten, weißt, ob eine soziale Ader in ihm schlummert, ein technischer Beruf eher passt oder eine kaufmännische Ausbildung genau das richtige ist. Im Internet lassen sich zahlreiche regionale und überregionale Unternehmen finden, die ihr zusammen anrufen bzw. anschreiben könnt, um nach der Möglichkeit eines Betriebspraktikums zu fragen.
Nicht nur Prakikumsplätze vermitteln berufliche Einblicke, sondern auch Gespräche. Ermuntere deinen Sohn bzw. deine Tochter, mit den Menschen aus eurem sozialen Umfeld über Berufswahl, beruflichen Werdegang sowie das Berufsleben im Allgemeinen zu sprechen. Auf diese Weise kann sich der Jugendliche einen groben Überblick über mehrere Berufe verschaffen.
Besprecht gemeinsam diese und ähnliche Fragen:
- Kommt man mit Abitur und Studium weiter voran?
- Reicht eine Berufsausbildung?
- Welche Berufe machen (dem Jugendlichen) Spaß?
- Welche beruflichen Tätigkeiten kommen nicht in Frage?
- Welche besonderen Fähigkeiten habe ich?
- Welche Themen interessieren mich besonders?
- Wie gut sind die Chancen in einem bestimmten Beruf?
- Kann ich mir diesen Job auch noch in 5, 10 oder 20 Jahren vorstellen?
- Bin ich ggf. den psychischen Belastungen gewachsen? (z. B. Krankenschwester, Altenpfleger)
Du bist der wichtigste Berater deines Kindes
Der Einstieg ins Berufsleben setzt eine sorgfältige Orientierungsphase deines Kindes voraus, bei der du es aktiv unterstützen kannst. Vater und Mutter sind nach wie vor die wichtigsten Berater und deshalb erzähle deinem Kind, wie die Berufswahl bei dir war.
Welche Jobs haben dich interessiert? Welche Berufe hast du kennengelernt? Was sind/waren Vorteile und Nachteile bestimmter Berufe? Diese und viele weitere Themen kannst du mit Tochter und Sohn besprechen. Ohne deinem Kind zu viel in die Berufswahl hineinzureden, darfst du ihm Anregungen und Ideen unterbreiten. In welchem Job kannst du dir deinen Sohn vorstellen?
In welchem Beruf findet deine Tochter ihr Glück? Beratschlage dich mit deinem Kind. Wo siehst du seine Stärken? Wo hat es aus deiner Sicht Schwächen? Rege deinen Nachwuchs zur Berufsberatung beim Arbeitsamt an.
Beratungsservice vom Arbeitsamt für Berufseinsteiger
Die Bundesagentur für Arbeit besucht regelmäßig Schulen, um die jungen Berufseinsteiger bei der Berufswahl zu unterstützen und zu beraten. Das Beratungsangebot richtet sich an Schüler, aber auch an Eltern. Du erfährst auf Elternabenden oder Elternsprechtagen, wie du deinen Nachwuchs zusätzlich zu den bereits erwähnten Tipps unterstützen kannst, im Berufsleben Fuß zu fassen.
Die Bundesagentur für Arbeit informiert auf Abendveranstaltung zum aktuellen Ausbildungsmarkt, über Fördermöglichkeiten sowie die unterschiedlichen Bildungswege.
Die Berufseinstiegsbegleitung unterstützt darüber hinaus beim Erreichen des Schulabschlusses, bei Berufswahl und hilft Jugendlichen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Weitere Informationen erhaltet ihr auf www.arbeitsagentur.de oder telefonisch unter 0800 – 4 5555 00 oder in der Jobbörse der Arbeitsagentur.
Berufe Aktuell – Ein wichtiger Ratgeber bei der Berufswahl
„Berufe Aktuell – Lexikon der Ausbildungsberufe“ heißt eine regelmäßig erscheinende und äußerst umfangreiche Broschüre, herausgegeben von der Arbeitsagentur. Auf über 500 Seiten werden grundlegende Informationen rund um Ausbildung und Berufswahl kommuniziert und Berufssparten sowie Ausbildungsberufe vorgestellt. Jugendliche können sich dort über einzelne Berufe, Anforderungen, Ausbildungsdauer, Ausbildungsvergütung u. v. a. m. informieren. Der Ratgeber für Schulabgänger kann hier kostenlos abgerufen werden: https://www.arbeitsagentur.de/web/wcm/idc/groups/public/documents/webdatei/mdaw/mtm5/~edisp/l6019022dstbai390559.pdf
Berufswahltest (BWT): Wichtige Orientierungshilfe bei Berufswahl
Ein weiteres Angebot der Bundesagentur für Arbeit ist der so genannte Berufswahltest, kurz BWT. In einem speziellen Testverfahren können Jugendliche mehr über eigene Fähigkeiten und Talente erfahren. Nach Auswertung des Tests werden die Testergebnisse mit den Anforderungen von mehr als 300 Ausbildungsberufen abgeglichen, so dass eine Eignungsaussage getroffen werden kann. Die individuelle Test-Auswertung kann eine wichtige Säule bei der Berufswahl sein, da anhand der Eignung oft Berufe vorgeschlagen werden, an die weder Schüler noch Eltern gedacht haben.
Bewerbung schreiben & fit machen für Einstellungstests
Vor dem Eintritt ins Berufsleben stehen Bewerbungen, Eignungstests sowie Vorstellungsgespräche an. Die Schulen leisten meist enorm gute Vorarbeit und Schüler werden auf die Berufswahl sowie das Bewerbungsverfahren gut vorbereitet. Trotzdem kannst und sollst du deinem Kind zusätzlich unter die Arme greifen, die Bewerbungen mit ihm überarbeiten und ihm Bücher mit Eignungstests zum Üben besorgen.
Übe mit ihm Vorstellungsgespräche und informiert euch zusammen, wie Bewerber adäquat Ausbildungsleiter und Vorgesetztem gegenübertreten. Ein überzeugendes Auftreten beim Vorstellungsgespräch kann oftmals sogar ein schlechtes Zeugnis „ausbügeln“. Je gründlicher dein Kind auf all diese Dinge vorbereitet ist, desto weniger Aufregung macht sich breit, wenn Tochter oder Sohn im richtigen Einstellungstest sitzt oder das erste Vorstellungsgespräch stattfindet.
Die Bewerbungsphase ist vorbei – und jetzt?
Die Phase der Berufswahl bis hin zu den Vorstellungsgesprächen ist eine aufregende Zeit, die von Höhen und Tiefen geprägt ist. Nicht jeder Schüler bekommt auf Anhieb einen Ausbildungsplatz und kann direkt von der Schule ins Berufsleben wechseln. Auf keinen Fall sollte sich der Jugendliche entmutigen lassen, wenn es nicht sofort klappt.
Ermutige dein Kind, aktiv nach Praktikumsplätzen zu suchen. Oft ist das die zweite große Chance im September, wenn die Azubis in die Ausbildung einsteigen. Viele angenommene Bewerber enttäuschen schon in den ersten Tagen und Wochen, so dass zahlreiche Betriebe Nachrücker suchen. Wer hier mit einem kostenlosen Praktikum positiv auf sich aufmerksam macht und überzeugt, hat beste Chancen, eine Ausbildungsstelle zu finden und sich so den Weg ins Berufsleben zu sichern. Selbst, wenn der Einstieg in den Traumjob verwehrt bleibt, ist eine Ausbildungsstelle in einem anderen Job besser, als ohne Ausbildung zu sein. Über den zweiten Bildungsweg kann nachgeholt werden, was nicht in der ersten Runde geklappt hat.
Ausbildung: Was ist, wenn nicht alles funktioniert wie geplant?
Junge Menschen sind noch keine Erwachsenen. Hat dein Sohn sich für die falsche Ausbildung entschieden oder deine Tochter hat Probleme im Ausbildungsbetrieb, machst du dir verständlicherweise Sorgen, ob der Jugendliche jemals im Berufsleben ankommen und auf eigenen Füßen stehen wird. Nicht jedem Schulabgänger fällt es leicht, den Wechsel von Schule ins Arbeitsleben auf Anhieb zu meistern.
Du musst jetzt genau hinschauen, wenn dein Kind Probleme in der Ausbildung oder keine Ausbildungsstelle gefunden hat. Vorwürfe oder Resignation bringen euch nicht weiter. Gespräche mit dem Ausbilder, mit der Berufsberatung des Arbeitsamtes und mit dem Teenager können helfen, die Probleme aufzulösen. Merkt dein Kind in der Ausbildung, dass es sich in seinem Ausbildungsberuf nicht wohl fühlt, geht die Welt nicht unter. Eventuell besteht betriebsintern die Möglichkeit, den Ausbildungsberuf zu wechseln. In größeren Ausbildungsbetrieben ist dies unter Umständen möglich.
Ausbildungsabbruch – das Ende der beruflichen Karriere?
Alternativ dazu kann sich der/die Auszubildende während der Ausbildung nach anderen Berufen umsehen und eine zweite Ausbildung planen. Bei unlösbaren Problemen mit Arbeitskollegen oder Vorgesetzten ist der Ausbildungsabbruch eine Option, die jedoch wohl überlegt sein will. Etwa 20 Prozent aller Auszubildenden brechen die Ausbildung ab, weil sie merken, dass sie den falschen Beruf gewählt haben, die Ausbildung zu stressig ist oder es Probleme in der Firma gibt.
Gesundheitliche Probleme können ebenfalls Grund sein, dass ein Auszubildender die Lehre beendet.
Der Einstieg ins Berufsleben verläuft heute anders, als noch vor 20 oder 30 Jahren. Wer heute mehrere Ausbildungen vorzuweisen und im Beruf mehrere Stationen durchlaufen hat, kann viele Vorteile haben. Lediglich 17 Prozent aller Ausbildungsabbrüche haben zur Folge, dass die jungen Menschen danach arbeitslos sind. Entschließt sich der Jugendliche, die Ausbildung abzubrechen, bedeutet dies nicht zwingend, dass der Teenager sich beruflich ins Aus geschossen hat.
Doch jetzt heißt es, genau zu analysieren, was bei der Berufswahl bzw. in der Ausbildung schief gelaufen ist, um es beim nächsten Anlauf richtig zu machen. Bei der Bewerbung um eine neue Ausbildungsstelle muss natürlich nachvollziehbar begründet werden, warum es zur Auflösung des Ausbildungsverhältnisses gekommen ist. Ein Orientierungsjahr kann eine gute Entscheidung sein, um in andere Berufe und Betriebe hineinzuschnuppern.
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