Vom Babyalter bis in die Pubertät wird dein Kind dich mit so mancher Trotzphase zur Weißglut bringen. Zwar liegt der Höhepunkt der Trotzphase im sogenannten Trotzalter, aber auch ältere Kinder können trotzig werden. Trotzige Anfälle, bei denen Kinder im Nullkommanichts von einem gut gelaunten Kind zum absoluten Stressbolzen werden, sind für die Nerven der Väter eine echt harte Belastungsprobe. Wie kannst du mit deinem trotzigen Kind richtig umgehen? Wir haben Tipps für dich.
Wann haben Kinder ihre Trotzphase und warum sind Kinder trotzig?
Die Kernzeit der trotzigen Phase liegt im Alter von 2 bis 5 Jahren. Babys können ebenfalls erste Trotzanfälle bekommen und in der Pubertät reagieren Jugendliche ebenso mit Trotz- und Wutanfällen, wenn es nicht so läuft, wie sie wollen. Trotz und Bockigkeit sind die Reaktion des Kindes auf einen unerfüllten Willen – das ist altersunabhängig.
Wie sich dein Kind verhält, wenn es trotzig ist, hängt ebenfalls nicht zwingend vom Alter ab. Kennt man etwa 3- bis 5-jährige Kinder, die sich im Supermarkt schreiend auf den Boden schmeißen, weil sie die Schokolade nicht haben dürfen, können dies auch manche 10-Jährige noch ganz gut. Bei Teenagern sind die trotzigen Wutanfälle häufig durch wütendes Türe knallen, laute Musik oder lautstarke Beschimpfungstiraden zu hören.
Trotz im Babyalter: Kinder entdecken ihren Willen
Das Kind entdeckt, dass es einen eigenen Willen hat. Jetzt probiert das kleine Kind aus, wie es seinen eigenen Willen durchsetzen kann. Im Babyalter bleibt den Kindern nichts anderes übrig, als durch Schreien, körperliche Anspannung und ablehnendes Verhalten darauf hinzuweisen, dass es nicht nach seinem Willen geht.
Da die Sprachentwicklung des Kindes im Säuglingsalter und Krabbelalter noch nicht ausgereift ist, kann dein Kind weder sich anderweitig mitteilen, noch kann dein Kind verstehen, wenn du ihm etwas erklären willst.
Trotzendes Kleinkind: Kinder lernen Durchhalten
Für Eltern vollkommen anstrengend, für Kinder absolut wichtig: Durchhalten! Wenn Kinder etwas wollen, ist es wichtig, dass sie an ihrem Willen festhalten und alles daran setzen, ihn durchzusetzen. Dieser wichtige Entwicklungsschritt ist elementar, damit Kinder lernen, ihre Ziele zu erreichen.
Die Vehemenz, mit der Kinder versuchen, ihren Willen durchzusetzen, ist im Trotzalter zwar äußerst anstrengend für die Eltern. Aber mit gleicher Strategie und gleicher Vehemenz lernen Kleinkinder im Trotzalter laufen und sprechen.
Trotz bei Schulkindern und im Teenageralter
Mit Bockigkeit seinen Willen durchzusetzen hat sich als erfolgsversprechendes Verhaltensmuster etabliert. Oft genug hat ein Kind bis ins Schulkindalter oder in die Pubertät Erfolgserlebnisse gehabt, wenn es nur beharrlich genug trotzig war. Es gibt – aus Sicht des Kindes – keinen Grund, seine phasenweise Bockigkeit abzulegen. Während der weiteren Entwicklung müssen ältere Kinder jedoch lernen, dass es andere Möglichkeiten gibt, seinen Willen durchzusetzen und sie müssen lernen, dass es nicht immer nach ihren Köpfen gehen kann.
Trotzdem gehört der Machtkampf zwischen Kind und Eltern, manchmal auch Lehrern, nach wie vor zur Entwicklung. Zickige Teenager bekommen nun häufiger ihre Grenzen aufgezeigt und erfahren so, mit wem sie umspringen können, wie sie es wollen und bei wem sie damit auf “taube Ohren” stoßen. Gibt es Konsequenzen, wenn Teenager stur und bockig sind, lernen sie, dass nicht alles erlaubt ist und auch die “jungen Wilden” sich an Regeln halten und anpassen müssen.
Wie reagiert man am besten auf ein trotziges Kind?
Als Vater wirst du erleben, dass es schwierig ist, immer “richtig” auf die Trotzigkeit deines Kindes zu reagieren. Egal, was du in Erziehungsratgebern und Büchern für Eltern gelesen hast und egal, wie gut die Ratschläge sind, kann dich dein Kind zur Weißglut bringen. Außerdem gibt es kaum eine richtige Reaktion auf Trotz, da jedes Kind anders auf Erziehungsmethoden reagiert.
Nur nicht aus der Ruhe bringen lassen!
Generell gilt aber: Ruhe bewahren! Das fällt schwer, weil die Trotzerei deines Kindes Ohrenschmerzen und Kopfschmerzen verursacht und gleichzeitig in dir viele Emotionen und Gedanken auslöst. Die Wut deines Kindes macht dich selbst wütend.
Und du denkst: Was sollen bloß die Nachbarn denken, wenn dein Kind den halben Ort zusammenbrüllt? Es ist verständlich, dass du den Wutanfall deines Kindes am liebsten so schnell wie möglich beendet wissen willst. Genau das verleitet dazu, dass du nachgibst und dein Kind seinen Willen durchsetzt. Hat deine Tochter oder dein Sohn erst einmal verstanden, dass es mit
- lautem Gebrüll
- Wutanfall
- dicken Krokodilstränen
- Türknallen
- Gegenständen um sich werfen
- zu Boden werfen (an der Kasse im Geschäft)
dich dazu bringt, nachzugeben und ihm seinen Willen zu erfüllen, hast du verloren. Weil dein Kind künftig immer wieder so lange trotzig sein und Zwergenaufstände macht, bis du nachgibst. Was kannst du also tun?
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Tief durchatmen – notfalls den Raum verlassen
Das ist vor allem dann angebracht, wenn du bemerkst, dass die Wut in dir aufsteigt. Die meisten Eltern erziehen ihre Kinder ohne Prügel. Doch gerade diese Situationen, in denen Kinder trotzig sind, sind auch die Situationen, in denen Eltern die Hand ausrutschen kann (aber nicht darf!) oder sie ihr Kind beschimpfen, um später die eigene Reaktion zutiefst zu bereuen.
Du bist als Vater auch “nur” Mensch und hast das Recht, wütend zu werden, wenn dein Kind es auf die Spitze treibt. Kommst du mit dem Wutanfall deines Kindes in diesem Moment nicht klar, gehe aus dem Raum und atme dabei bewusst tief ein und aus. So entschärfst du die Situation und kannst dich runterfahren.
Mache dir bewusst, dass dein Kind jetzt weder für vernünftige Erklärungen noch für Ermahnungen zugänglich ist. Es hat den Kopf auf stur geschaltet und kann nun lernen:
Trotz, Gebrüll und Tränen bringen mich nicht ans Ziel.
Okay, dein Kind wird das nicht aufgrund dieser einen Situation lernen. Aber wenn du immer konsequent bleibst und dich niemals durch einen Trotzanfall “erpressen” lässt, wirst du merken, dass die Wutanfälle deines Kindes seltener und weniger heftig werden.
Dies funktioniert am besten, wenn du sehr früh mit Konsequenz erziehst und dein Kind keine Erfolgserlebnisse durch einen Trotzanfall hat.
Soll man Kindern niemals ihren Willen erfüllen?
Doch. Das darfst du. Du darfst dein Kind verwöhnen und auch mal in der Erziehung nachlässig sein. Schließlich soll dein Kind ja auch erleben, dass sich Durchhalten lohnt.
Es kommt auf die Art und Weise an
- wie
- wann
- wie oft
du nachgibst und dem Willen deines Sohnes / deiner Tochter nachkommst. Wichtig ist, dass du nicht unmittelbar nach dem Trotzanfall nachgibst, da dein Kind sonst den Zusammenhang mit seiner vorangegangenen Wutattacke erkennt. Ist dein Kind bockig, weil du ihm die Schokolade nicht erlaubst oder ihr vom Spielplatz nach Hause geht, solltest du ihm die Schokolade erst erlauben, wenn es sich wirklich beruhigt hat und schon eine Weile nach dem Wutanfall vergangen ist.
Bei dem Klassiker “Kind schreit, wenn´s vom Spielplatz nach Hause geht”, hilft häufig das Versprechen, am nächsten Tag wieder dorthin zu gehen. Wichtig ist aber, dass du unmissverständlich klar machst: Wenn du heute einen Aufstand machst, gehen wir morgen gar nicht auf den Spielplatz. Dieses solltest du konsequent durchführen, um deinem Kind diesen wichtigen Lernprozess zu vereinfachen.
Nicht hilfreich: Noch länger auf dem Spielplatz bleiben, damit das Kind mit seinem Gebrüll aufhört. Dann geht es nämlich gleich wieder los, wenn ihr wirklich geht.
Eines muss dir klar sein: Ihr geht vom Spielplatz nach Hause, wenn du das sagst. Und da gibt es in der Regel keinen Verhandlungsspielraum. Ausnahmen kannst du dann machen, wenn dein Kind in den letzten Tagen “ohne Zirkus” mit nach Hause ging und das Prinzip verstanden hat, dass es mit Trotz (meistens) nicht weiterkommt.
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